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Mittwoch, 27. Oktober 2021

Meine Buchstapelei - Etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues ...DER GRUND von Anne von Canal

Heute geht es um ein älteres Buch. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, warum dieser Roman jahrelang in meinem Regal warten musste, um von mir gelesen zu werden? Denn ich kann schon einmal vorweg nehmen, dass es ein ganz wunderbares Werk ist. Auf jeden Fall bestätigt mir meine Wartezeit die absolute Zeitlosigkeit der Geschichte und das dieses Buch zu jeder Zeit lesenswert ist und bleibt. 

Inhalt

(c) mare Verlag
Der Grund - (c) mare Verlag
Der Roman handelt von Laurits der mit einem großen Talent fürs Klavierspielen, in einem wohlhabenden Stockholmer Haushalt der sechziger Jahre aufwächst. Sein Vater ist ein angesehener Mediziner und ein dominanter Patriarch. Seiner Mutter bleibt nur die Rolle der überspannten Hausfrau. Sein bester Freund Pelle ist seine einzige Verbindung zum realen bodenständigen Leben. Doch Pelle mit dem er als Kind schöne Stunden verbringt, reist im Erwachsenenalter durch die Welt und vermag Laurits keinen verlässlichen Halt mehr zu geben. So ist und bleibt das Klavierspielen Laurits einziger Lebensmittelpunkt. Fräulein Andersson, die beflissene Klavierlehrerin fördert sein Talent kontinuierlich bis er mit 18 Jahren für die Aufnahme am Konservatorium vorspielt. Laurits legt all sein Talent und Können in dieses Vorspielen, das seinen Traum von einer Musikkarriere gegen den Willen seines Vaters möglich machen soll. 

Doch am Ende kommt alles anders. Laurits wird ebenfalls Arzt. Er heiratet seine große Liebe, die Estland-Schwedin Silja. Gemeinsam haben sie eine Tochter - Lis. Ihr Glück ist oberflächlich perfekt. Aber Laurits hat seine Klavierkunst aus ihrem Leben verbannt, bis zu jenem denkwürdigen Hochzeitstag, an dem sein Onkel Jon eine Rede hält, die ein Geheimnis zu Tage fördert, welches ungeahnte Konsequenzen nach sich zieht. 

Doch die Leserschaft begegnet Laurits auch in der Gegenwart, wo er sich als Pianist auf einem Kreuzfahrtschiff verdingt und in jeder Hinsicht über Wasser hält. Seine inneren Kämpfe sind Ausdruck des Dramas, dass seiner Familie am Ende des Buches widerfährt. Nach diesem traurigen Höhepunkt bleibt die Frage zurück: "Wie oft kann ein Mensch von vorne beginnen?"

Fazit und persönlicher Eindruck

Anne von Canal ist eine kenntnisreiche und begnadete Erzählerin, die scheinbar mühelos Bilder im Kopf erzeugen kann. Ihr gelingt es, dass man die Klavierstücke im Buch nicht nur lesen, sondern quasi vor einem inneren Ohr auch hören kann. Mit ging das so, obwohl ich musikalisch völlig unbewandert bin. Anne von Canal ist eine genaue Beobachterin, mit ihrem Sprachvermögen schlüsselt sie die Charaktere glaubwürdig auf und nimmt ihre Leserschaft mit, in die tiefen und greifbaren Gefühlswelten ihrer Haupt- und Nebenfiguren. 

Trotz des ernsten und traurigen Hintergrundes der Handlung,  empfand ich die Lektüre keineswegs als schwermütig oder bedrückend. Vielmehr erzeugte ihre Erzählweise eine beständige Spannung in mir herauszufinden, wie sich am Ende alles zusammenfügt. Ich finde dieser Roman ist sehr bereichernd und psychologisch klug geschrieben. Ein zeitloses Buch, das ich hiermit unbedingt empfehle! Vielleicht auch ein gutes Weihnachtsgeschenk für Musikliebhaber*innen. 

Soweit für heute, 

Beste Lesegrüße von mir an euch!




Donnerstag, 31. Dezember 2020

Das Lesejahr 2020 - Fünf Bücher, die mein Jahr reicher gemacht haben!

Zum Jahresende haben die Buchblogs wieder Konjunktur in den sozialen Medien und teilen in langen Bücherlisten ihre Lesehighlights oder Flops. Ich gehöre weder zu den besonders schnellen, noch zu den  ausgesprochenen Viellesern. Ich lese stetig und aus Interesse, wichtig ist mir was im Kopf bleibt!

Meine fünf Lieblinge im  Bücherjahr 2020

sehen daher so aus:

Troubled Blood (Robert Galbraith) J.K. Rowling (alias R. Galbraith) sticht mit ihrem jüngsten Werk jeden anderen britischen Krimiautor weit aus. Mehr klassische Kriminalgeschichte, verwoben mit satter Romanhandlung über ihre liebenswerten und besonderen Figuren, kann es nicht geben. Ich liebe die Strike Romane allesamt! Der dicke Wälzer über einen alten Vermisstenfall im Londoner Clerkenwell hat mich bestens durch den Herbst begleitet. 


Die Detektive vom Bhoot Basar (Deepa Annapara)
 waren für mich eine absolute Erfrischung. Sprachlich war das Buch ein Freudenfest. Gute getan hat mir das  Abtauchen in eine andere Kultur mit anderen Sorgen, ein Mitfiebern in einem Kriminalfall und einer Geschichte die auf einer wahren Begebenheit beruht. Ein wichtiges und tolles Buch und einer jungen unverbrauchten Sicht auf gesellschaftlich verfahrene Strukturen.


Über das Leben und das Schreiben (Stephen King)

war in 2020 für mich ein ebenso wichtiges, wie schönes und unterhaltsames Werk. Es ist eine Biografie über die Kindheit und Werdegang des Autors und gleichzeitig ein sehr nützlicher Schreibratgeber, der auf besondere Weise motivierend wirkt. King gibt praktische Beispiele, zeigt  aber vor allem, wie wichtig es sein kann einen langen Atem zu behalten und sich von der schönsten Sache,  neben dem Lesen,  nicht abbringen zu lassen. 

Todesfrist (Andreas Gruber) ist keine Neuheit. Im Gegenteil, der Krimi ist von 2013 und ihm folgen eine Menge weiterer Bände, die im Buchhandel mit sehr guten Rezensionen glänzen. Mir hat der Thriller gefallen. Figuren, Handlung und Setting waren glaubwürdig, ausbalanciert, geschickt zusammengesetzt und so spannend, dass ich sicher noch mehr aus der Feder von Andreas Gruber lesen werde.




Blackbird (Matthias Brandt)
 Die Geschichte spielt ungefähr in den frühen Achtziger Jahren, als Schallplatten und Freundschaft noch das Größte waren. In dieser Zeit erlebt Motte die erste Liebe, aber sein Leben gerät an vielen Stellen aus den Fugen. Eiskalt trifft ihn die Nachricht von der Krankheit seines besten Freundes Bogi. Selbst die Trennung seiner Eltern kann er irgendwie hinnehmen, wäre nur die Krebskrankheit seines besten Freundes nicht so verkehrt und hinterhältig. Bei seinen Abenteuern auf dem Weg durch seine Jugendzeit bleibt eine Leere, die Bogi hätte füllen sollen, wäre alles nach Plan gelaufen. Doch der kann den Krebs nicht besiegen. Ein leises Buch über das große Thema Freundschaft, angesiedelt in einer Zeit die sich heute niemand mehr ausdenken kann, wenn er sie nicht selbst miterlebt hat.


Egal was ihr gerne lest, genießt es, denn es ist das beste Hobby der Welt. Wenn wir alle ruhig in unseren Lesesesseln und Sofaecken sitzen bleiben, dann schaffen wir jeden Lockdown und am Ende sogar das Corona Virus.

Bleibt alle Gesund und kommt gesund und fröhlich in das neue Jahr 2021! Möge es viel viel besser werden als 2020. Alle guten Wünsche dafür!!

Eure Caroline






Freitag, 30. Oktober 2020

Viel mehr als ein indischer Kalle Blomquist - Die Detektive vom Bhoot-Basar (Deepa Anappara)

Die besten Bücher begegnen mir immer per Zufall! So war es auch mit diesem. Wegen seiner kräftigen pinken Farbe stach es einfach auf dem Büchertisch mit den Neuheiten hervor, obwohl nur drei Exemplare darauf lagen. Das Cover, der Klappentext und dann noch das Meinungsprädikat von Ian McEwan waren mehr als genug Gründe, dass ich es kaufte und mich schnell auf den Heimweg zu meinem Lesesessel aufmachte. 
(Mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlages)


Das Buch hatte mich gefunden und jetzt fand ich mich mühelos in die Geschichte vom neunjährigen Jai, seiner klugen Freundin Pari und dem loyalen Freund Faiz, die gemeinsam ihr kindliches "Fernsehwisssen" nutzen, um als Detektive auf die Suche nach einem vermissten Mitschüler zu gehen.

Wie ihr schon ahnt, hat mich der Lesestoff vollständig überzeugt und jetzt sitze ich hier vor meiner Tastatur und möchte mich zur leidenschaftlichen 'Empfehlerin' und Verfechterin dieses Buches machen, denn ich erlebe auf den Bestsellerlisten immer die gleichen, teils lahmen, teils mehr oder minder spannenden Autoren.

Mit "Die Detektive vom Bhoot-Basar" hingegen halte ich ein Werk in der Hand, dass ich beim Lesen als außergewöhnlich, erzählerisch herausragend und vor Kreativität strotzend empfand. Meinem Empfinden nach gehört so ein Buch auf alle Büchertische und in die Hände aller Leser*innen weltweit.
Demzufolge auch unbedingt auf die bekannten Bestsellerlisten. 
An der Relevanz des Themas gibt es keinen Zweifel, da der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht und seine kulturvermittelnde Kraft uns allen viel zu geben vermag. 

Die Autorin erzählt bunt und nimmt die Leser dabei mit in den Alltag der Kinder und Familien. Gemeinsam steht man in den Schlangen vor dem Toilettenhaus, sitzt in der Schulklasse, sieht den Dreck auf der Schuluniform, kämpft sich durch undurchdringlichen Smog, erlebt Düfte und Geräusche des Bhoot-Basars, isst Rotis und Dal in engen 1-Zimmer Häusern und hört die Meinung der Erwachsenen auf der Straße.

In dieser Welt, einem Armenviertel, dem Basti, am nördlichen Stadtrand, versuchen sich drei Kinder als Detektive, da die Welt der Erwachsenen keinen Halt und Verlass mehr bietet. Immer mehr ihrer Mitschüler verschwinden spurlos, doch die korrupte Polizei kassiert ohne Skrupel Bestechungsgelder, unternimmt jedoch nichts gegen die anwachsenden Vermisstenfälle. Stattdessen sprechen sie Drohungen aus und verhaften voller Vorurteile die unschuldigen Familienmitglieder der Bewohner. 

Deepa Anappara täuscht nicht über die sozialen Spannungen und den Ernst der Lage hinweg, doch sie ist eine Kennerin der Lebensumstände und schafft es mit einer positiven, leichten Sprache aus einer jungen Perspektive, den Lesern das harte und auch teilweise aussichtslose Leben der Menschen im Basti näherzubringen und den Kriminalfall aufzuklären.

Ungeachtet der realen Hintergründe hat dieser Roman die Fähigkeit zu unterhalten, ist spannend und ermöglicht der Leserschaft, problemlos in eine andere, exotische Welt abzutauchen. Dabei können aktuelle Pandemieprobleme gerne mal vergessen werden.

Generell bin ich geizig mit Sternebewertungen und meistens lasse ich dann etwas Luft nach oben, aber diesem Werk möchte ich, ohne zu zögern, die höchste Bewertung  - also 5 Sterne - geben.

Euch allen viel Spaß beim Lesen!

Eure 

Caroline





 

Donnerstag, 7. Mai 2020

Hängepartie - Von Mord zu Mord mit Nicci French


Habe ich gesagt, dass ich das vergangene Jahr nicht so prickelnd fand? Ehrlich? Das möchte ich bitte ausdrücklich zurücknehmen, denn dieses Corona-Jahr schlägt alles bisher da Gewesene. Aber wer will sich schon dauernd mit dieser blöden Pandemie beschäftigen? Jeder Tag ist Lebenszeit, auch in Krisen, darum will ich mich lieber meinem Lieblingsthema, den Büchern zuwenden. 
Eigentlich sollte man meinen, dass ich jetzt 24 Stunden am Tag nicht mehr aus dem Lesesessel herauskomme, aber ganz so ist das dann auch nicht, denn ich hatte in letzter Zeit Mühe die richtigen Bücher für mich zu finden. Mein "wildes“ hin- und her lesen, möchte ich heute mal mit euch bequatschen. Vielleicht ist mein Kopf einfach woanders, oder die Bücher sind dann doch nicht so ganz das Gelbe vom Ei? Helft mir, das herauszufinden
.
Beginnen wir mit der Wochentage Reihe von Nicci French. Ich bin ein Krimifan, auch wenn das Genre hier im Blog nicht ganz so präsent ist. In meiner Jugendzeit las ich mich durch jede Menge Scharfsinn aus der Feder, der wunderbaren Agatha Christie, weshalb ich heute kritisch und streng bei der Beurteilung eines guten Krimis oder Thrillers bin. Wenn er mich nicht packt, nicht überrascht, oder zu krasse logische Schwächen hat, dann wird er schnell gegen ein anderes Buch getauscht. Ich will Bücher nicht auf Biegen und Brechen zu Ende lesen, ich will sie genießen.
Vor einem halben Jahr etwa, häuften sich plötzlich die Hinweise aus dem Freundeskreis, dass die Nicci French Reihe, beginnend mit "blauer Montag", rund um die ermittelnde Psychologin Frieda Klein, eine prima Lektüre sei. Ich probierte es aus. Mir gefielen der "Montag" und der "Dienstag" sehr, und der Mittwoch war auch ok. Jetzt stecke ich allerdings im Donnerstag (Im Donnerstag blieb auch eine gute Freundin von mir stecken) und ich finde die Krimis zunehmend oberflächlich. An vielen Stellen habe ich das Gefühl, das der Text vielleicht schlecht übersetzt worden ist. oder es sind andere Gründe, weshalb die Handlung derart kraftlos daherkommt.
Aber davon abgesehen wirken die Charaktere im Buch und die Beziehungen der Protagonisten flach, konturlos und unvollständig auf mich. Frieda Klein scheint eine immer kältere Person zu werden. Mir fehlen z. B. die emotionalen Fundamente, die sie mit ihren Freunden verbindet. Geht euch das auch so? Oder nehme ich das irgendwie nicht richtig wahr? Habe ich irgendwas verpasst? Trotz meiner Wahrnehmung, hoffe ich, dass es ab dem "mörderischen Freitag" mit der Spannungskurve wieder bergauf geht und die ganze Reihe mit dem letzten Band "Der achte Tag" dann einen übergreifenden Sinn erhält, der zu einem spannenden Ende führt - so wie ich es in den Empfehlungen gehört habe. Soll ich also bis zu Schluss durchhalten und weiterlesen? Vielleicht lohnt es sich? Was meint ihr? Ich freue mich auf euer Feedback.

Liebe Grüße, Eure Caroline

Dienstag, 14. Januar 2020

Liebe "Buch und Literatur" Freunde,

ihr hattet jetzt ein ganzes Jahr 'Ruhe' vor meinen Leseerlebnissen und Berichten rund um meine Buch- und Messeeindrücke. Schimpft bitte nicht zu doll mit mir, denn 2019 war beruflich tendenziell ein unglückliches Jahr, so dass mir nicht der Sinn nach bloggen stand. Trotzdem habe ich natürlich sehr gerne und viel gelesen und sobald ich mich daran erinnert habe, welche Bücher das alles waren, schreibe ich euch einen kleinen Jahresrückblick hier hinein!
Für alle, die sich mehr wünschen, denen möchte ich meinen Instagram ans Herz legen, denn dort melde ich mich mit dem #bookstagram oder #Instabooks häufiger mal zu Wort.

..so und nun mache ich erst mal mit anderem Schreibkram weiter...

Bis bald 

Eure Caroline

Sonntag, 30. Dezember 2018

Mein Bücherjahr 2018 - Highligts und was so war..



Im Moment sehe ich vielerorts Zusammenfassungen über die persönlich besten Bücher des Jahres 2018. Eine schöne Idee das Bücher-Jahr so abzuschließen. Für mich waren die Weihnachtstage ja leider vor allem durch Mandelentzündung und Erkältungskrankheit geprägt, so dass ich da nur wenig Literarisches von mir geben konnte. Noch eine Grund mehr also, um diesen Trend einer Bücher- Summary 2018 aufzugreifen und ein bis zwei Sätze zu jedem Buch zu sagen








Beim Zusammensuchen meiner Bücher ist mir aufgefallen, dass noch ein paar Exemplare im Freundeskreis verliehen sind, andere habe ich auf dem E-reader (meinem liebsten Tolino) gelesen.
Wundert euch also nicht, wenn das Foto etwas schlanker aussieht, als der nachstehende Text.

Rattatam mein Herz - Franziska Seybold ❤

Humorvoll, aufschlussreich und mutig geschriebene Selbsterfahrungs-Erzählung zum Thema Angststörung.

Zeugin der Toten - Elisabeth Herrmann ❤

Deutsche Vergangenheit, Agenten und eine mit allen Wassern gewaschene Tatort-Cleanerin.

Stimme der Toten - Elisabeth Herrmann ❤

Fortsetzung mit der Cleanerin Judith Kepler. Klärt einen Mord und die Verwicklungen in ihrer Vergangenheit.

Die Geschichte des verlorenen Kindes - Elena Ferrante

Der letzte Band der Saga lässt mich mit Fragezeichen im Bauch zurück. Insgesamt sind die Bücher wunderbare Zeitpanoramen und voller italienischer Momente, die ich sehr genossen habe. Band vier ist jedoch wie Italien selber: Alles bröckelt, voller Mafia und politischer Unordnung. Der Verlust des Kindes lässt Lina fast zerbrechen, ihre Freundin Lena lebt ihr Leben für mein Empfinden eigenartig unempathisch und ich-zentriert weiter.

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

Ein interessantes Thema: Die Story hat neben ihren Stärken leider viele Schwächen und viel bei mir teilweise und bei meinen Lesekreis-Damen vollständig durch.

Frauen dürfen hier nicht träumen - Rana Ahmad ❤

Ein biographischer Roman über die Flucht aus dem Gottesstaat, der sehr erhellend Einblick in die Welt der Frau in Saudi Arabien gibt. Ein wichtiges Buch, dass nebenbei bemerkt auch sehr spannend war.

Die Physiker - Dürrenmatt

Klassiker über drei Physiker in einer Irrenanstalt. Anregend für eigene Gedankengänge.

Curtis Sittenfeld - Vermählung

Nacherzählung von Jane Austens berühmten ''Stolz und Vorurteil' in ein modernes amerikanisches Setting eingebettet. Unterhaltsam und modern.

Mama Tandoori - Ernest van der Kwast 

Humorvoll, übertrieben ebenso wie still und ernst. Volks- und Kultur-übergreifende Holländisch-Indische Geschichte. Vielleicht nehme ich mir als nächstes mal "Die Eismacher" oder "Vier Viertelstunden bis zum Meer" vor, denn der Autor hat eine schöne Sprache.

Genki Kawamura - Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden

Einem todkranken Postboten erscheint der Teufel. Kurzweilige Parabel um die waren Werte im Leben.

Leon und Louise - Alex Capus ❤

Mein Großvater mütterlicherseits hatte beide Weltkriege (als Soldat) miterlebt. Eine Epoche die uns bis heute beeinflusst und in Erinnerung bleiben muss. So griff ich zu diesem Roman, der so schön die Liebe zwischen zwei Kriegen in Frankreich erzählt, aber auch Ängste, Überlebenskampf und die Besatzungszeit vor das innere Auge holt.

Die sieben Schwestern - Lucinda Riley

Ja ich geb zu, manchmal lese ich auch leichte Kost. Für die Urlaubsliege war es die passende Entspannung. Es steht viel drin und ist gut erzählt; trotzdem rauf- und runter muss ich ihre Bücher jetzt nicht lesen. Kann jeder halten wie er will.

Die Ermordung des Commendatore - Haruki Murakami

Ich habe erst drei Bücher von Haruki Murakami gelesen und bin bestimmt keine Kennerin seines Gesamtwerkes, doch ich höre immer wieder Stimmen, dass seine älteren Werke die besseren sind. "Eine Idee erscheint" ist der erste Teil der Reihe "Die Ermordung des Commendatore". Eine vor sich hin plätschernde Geschichte um einen Porträtmaler in den Bergen Japans und einen eigenartigen sehr wohlhabenden Auftraggeber. Ich mag den entspannten Erzählstil und die ruhige Genauigkeit mit der alles beschrieben wird. Für mich war es ein langsames Buch, ich konnte es nicht schnell lesen und teilweise hat mir der mystische, Fantasy-Anteil in dem Roman nicht so gut gefallen. Am Ende spitzt sich jedoch alles zu, so dass ich eigentlich wissen möchte, wie es in Band 2 nun weitergeht!? Ich muss noch eine Weilchen darüber nachdenken ob ich weiterlese..

Der nasse Fisch - Volker Kutscher

Ganz anders als die TV Serie Babylon Berlin. Gereon Rath ist nicht so drastisch traumatisiert und auch wesentlich robuster als in der Serie. Berlin in den Zwanzigern wird lebendig. 

Leere Herzen - Juli Zeh ❤

Visionärer Roman über die nahe Zukunft und desillusionierte Menschen darin. Überraschend und sehr spannend.

Neujahr - Juli Zeh ❤

Roman über einen Mann, seine Familie, sein Rollenbild und seine prägende Vergangenheit.
Kompakt und mitreißend. Spielt auf Lanzarote.

Unterleuten - Juli Zeh ❤

Roman über ein brandenburgisches Dorf, das friedlicher wirkt als es ist. Großartig aus wechselnden Perspektiven erzählt. Enthüllt menschliche Abgründe.

Die Erfindung der Flügel - Sue Monk Kidd

Eine runde Geschichte über den Kampf gegen die Sklaverei und die Unterdrückung der Frauen in Charleston in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Alles beginnt damit, dass die Gutsbesitzer-Tochter Sarah zu ihrem 11. Geburtstag ein Sklavenmädchen als persönliche Dienstmagd geschenkt bekommt. Sarahs Versuche Hetty (Handful) die Freiheit zu schenken, werden von den Eltern verhindert, doch zumindest kann sie ihr heimlich das Lesen beibringen. Gut recherchiert und fundiert erzählt. 

Der Trafikant - Robert Seethaler ❤

Ein Junge vom Attersee lernt bei einem Zeitungsverkäufer im Wien der 1930er Jahre. Dabei begegnet ihm Professor Sigmund Freud und er macht die ersten Erfahrungen in der Liebe. Ein wunderbares Buch über die erste Liebe und eine schwere Zeit, in der ein junger Bursche eine redliche und aufrechte Haltung bewahrt. Traurig aber wunderbar.


Das war sie die Summary für 2018 - danke fürs vorbeikommen und reinlesen! Ich freue mich auf euch im neuen Jahr.

Ich wünsche allen einen guten Rutsch und ein gesundes und glückliches Jahr 2019 !!

Beste Grüße,

Caroline














Mittwoch, 26. Dezember 2018

Juli Zeh - Neujahr und Unterleuten - im Doppelpack

(c) Luchterhand




Ich kann dieses Jahr nicht verstreichen lassen, ohne ein paar Worte über die Bücher von Juli Zeh zu verlieren, denn die Lektüre ihrer Romane ist ein bisschen so, wie eine neue Brille aufzusetzen, mit der man dann endlich alles richtig scharf sehen kann! Und was gibt es zu sehen? Eine Menge, soviel steht fest: Ihre Ideen sind abgedreht, ihre Bücher voller Überraschungen und stichhaltiger Tatsachen, voller echter Menschen und deren Abgründe.
Sie seziert die Dilemma der Gesellschaft und baut daraus Geschichten zusammen, in denen man sich wiederfindet und auch wieder nicht. Ich war sehr erfreut und finde es super verdient, dass sie nun vor ein paar Tagen zur ehrenamtlichen Verfassungsrichterin in Brandenburg berufen wurde. Eine bessere Besetzung, als einen derart klarsichtigen Menschen, wie Juli Zeh kann es für dieses Amt kaum geben. Ihr merkt schon ich bin ein Fan und wiederhole mich da ein bisschen... Weil ich erst kürzlich über 'Leere Herzen' geschrieben habe, sollt ihr nun meine kurzen Zusammenfassungen zu ihrem aktuellen Buch: "Neujahr" und dem etwas länger bekannten "Unterleuten" lesen dürfen. 



Neujahr




Als Henning den Jahreswechsel mit seiner Familie, auf Lanzarote verbringen will, scheint es zunächst ein ganz normaler Familienurlaub zu werden. Die noch sehr kleinen Kinder fordern ihre Eltern aufs Äußerste und Silvester wird dementsprechend verhalten gefeiert. Ein gemeinsames Glas Rotwein kann die Atmosphäre nicht mehr retten, welche durch diverse Kontroversen schon den Bach runter ist. Am nächsten Tag - Neujahr - steigt Henning schon sehr früh aufs Rad, um die Insel zu erkunden. Vielleicht ist der Wunsch der Situation zu entkommen so groß, dass er Wasser und Proviant vergisst, um mit seinem nicht ganz geeigneten Tourenrad eine weite Strecke bis zur Spitze des Berges zu bewältigen. Mit der Rotation der Pedale, rotieren auch Hennings Gedanken. Er denkt an das Arbeitspensum, dass so groß ist, dass er es kaum packen kann, wenn er den Job mit den erwartbaren familiären und persönlichen Anforderungen in Einklang bringen will. Doch mit jedem Meter Steigung und jeder Kurve wird klar, seine Sorgen gehen weit darüber hinaus. Frust und Zorn kommen an die Oberfläche, seltsame Gedankenbilder überfallen ihn unterwegs. Als er oben auf dem Gipfel angelangt ist, erlebt er eine tiefgreifende Überraschung, die so nicht vorherzusehen war. Es ist leider unmöglich mehr von der Geschichte zu verraten, ohne die Lesefreude zu verderben. Der Roman ist sehr kurz, aber auch sehr prägnant und die Geschehnisse sind folgenreich für Henning. Empfehlung!




Unterleuten

(c) btb Verlag

Meine Tante schickte mir diesen Roman zum Geburtstag und in ihrer Grußkarte schrieb sie in nachdrücklichen Worten: "Dieser Roman will unbedingt gelesen werden! Es ist wichtig, dass du dieses Buch auf jeden Fall liest. Falls du es schon kennst, dann gibt das Buch bitte weiter, damit es jemand anderes lesen kann." Was mag sich schon hinter so einem schlichten weißen Buchdeckel mit einer kümmerlichen Vogel-Kreatur darauf verbergen?

Eine vielschichtige und spannende Dorfgeschichte aus dem Dorf Unterleuten. Eine ländliche Idylle vor den Toren Berlins, oder doch ein übler Ort, an dem so manches faul ist?

Das Buch ist bereits 2010 entstanden und betrachtet Wende, Infrastrukturentwicklung, gesellschaftliche Umbrüche einmal aus der Perspektive einer Dorfgemeinschaft. Die Autorin wechselt mit jedem Abschnitt die erzählenden Person und so erlebt der Leser die Geschichte durch viele Augen: Die der Vogelschützter, Automechaniker, Bürgermeister, Neubürgerinnen und Neubürger, Alteingesessenen, Ehefrauen usw. Jeder Blickwinkel ist anders und jeder beharrt auf seiner richtigen Wahrnehmung. Die Antwort darauf was wahr ist und was nicht, das bleibt an vielen Stellen offen. Die Wahrheit liegt oftmals im Auge des Betrachters. Die Geschichte um den Bau eines Windparks und die mutmaßlichen Gewinner dieser Aktion spitzt sich dramatisch zu, bis es zu einem tragischen und perfiden Ende kommt.. 
Das Buch ist mit viel Kenntnisreichtum und Sorgfalt geschrieben und darüber hinaus wirklich spannend. Ein paar kleine characterbezogene Wendungen kaufe ich ihr bei 1-2 Figuren nicht ab, dass ist aber vor allem Geschmackssache. Letztendlich ist die Geschichte genau so grotesk und genau so spannend wie sie sein sollte, um ein geniales Buch zu sein.
Vermutlich steht es bereits bei dem einen oder anderem im Bücherregal, oder liegt noch auf dem einen oder anderen 'Stapel ungelesener Bücher'. Ein kluges und bereicherndes Buch, das ich hiermit unbedingt empfehlen möchte. 

Sonntag, 7. Oktober 2018

NEUZUGANG.... und schon mal reingelesen!! - Timur Vermes - Die Hungrigen und die Satten

Timur Vermes - Die Hungrigen und die Satten (Erster Eindruck)


Vielleicht ist es ein Vorteil, dass ich "Er ist wieder da" niemals gelesen, gehört oder als Film gesehen habe. Ich war mir nie sicher, ob das so meine Art von Humor ist. Vielleicht waren mir andere Bücher auch immer wichtiger. Trotz dieser Unkenntnis erhielt ich vor kurzem ein Rezensionsexemplar des neuen Timur Vermes Romans - Die Hungrigen und die Satten!

Zögerlich steckte ich also meinen Kopf in dieses neue Buch mit dem eigenartigen Titel und dem kühlen Äußeren. Schon nach ein paar Kapiteln bin ich gepackt und überrumpelt von dem "Film", der nun in meinem Kopf abläuft! Ich bin gefesselt von der satten farbigen Sprache und der wahnwitzigen und feingeschliffenen Satire und frage mich wohin das alles führen wird...

Zum Inhalt
Europa hat sich abgeschottet, die Grenzen verlaufen mittlerweile jenseits der Sahara, so dass kein Flüchtling jemals eine Chance hat das Mittelmeer zu erreichen. An dieser Grenze befindet sich das größte Flüchtlingslager der Welt; eine Zeltstadt so ausgedehnt wie eine europäische Hauptstadt! Hier beginnt die Geschichte mit dem Flüchtling der neue Schuhe hat und jede Menge Zeit, so dass er eigentlich nach Europa laufen könnte, wäre die Sahara nicht..

Weiter geht es mit einem in der Sommerpause gelangweilten Staatssekretär, dem sein Privatleben zwischen Küchenplanung und homoxexuellem Beziehungsleben mehr abverlangt, als seine aktuelle Regierungsarbeit. Wobei 'Whats Appen' im Plenarsaal sicher nicht als Regierungsarbeit gilt.
Danach geht es ohne nennenswerte Überleitung zu einer Dame namens Nadesch Hackenbusch, eine Moderatorin bekannt für ihre Fernsehsendungen aus deutschen Flüchtlingsheimen; ein TV-Sternchen, dass die neue Margarete Schreinemakers werden will.
Die naiven TV- und Mode- Menschen wagen mit ihr als Frontfrau ein ausgedehntes Fernseh-Special aus dem größten Flüchtlingslager der Welt. Die Einschaltquoten schießen in die Höhe und Millionen von Menschen nehmen wochenlang am wahrhaftigen Geschehen im Flüchtlingslager teil. Doch kann das Team einfach wieder abreisen, nachdem ein Millionenpublikum den Alltag dort gesehen hat? Welche verrückten Dingen werden, den in Krisenregionen unerfahrenen Produktionsleuten, noch alles einfallen?
Was wird die Frauenzeitschrift 'Evangeline' darüber schreiben? Und wie kann der Staatsschutz das Schlimmste noch verhindern?

Meinung Wie soll man nun diese prall gefüllte Gesellschaftssatire beschreiben? 
Wer das liest, bekommt eine treffende und groteske Satire, bei der jeder Satz sitzt und die böse realistische Stimmung einem von hinten den Nacken hinaufkriecht. Eine Satire, die auch unsere eigene Selbstgefälligkeit unter die Lupe nimmt, dabei aber nicht belehrt, sondern köstlich unterhält!

Ich bin ja keine typische Hörbuch-Konsumentin, aber ich habe bei diesem Buch mal hineingehört und bin gleich total überzeugt!
Das Hörbuch wird von Christoph Maria Herbst gelesen, der einfach ein vielseitiger und genialer Sprecher ist  (der Einzige bei dem mir konstantes Zuhören gelingt) und die Beste Wahl für diese Genre. 

Bitte checkt es also unbedingt mal ab, ob das was für euch ist? Ich empfehle das Buch allen, die Satire und Humor mögen sehr!


Caroline



Mittwoch, 21. März 2018

Mein Ausbruch aus Saudi-Arabien, mein Weg in die Freiheit
- Frauen dürfen hier nicht träumen [Rezension] Rana Ahmad

Caroline Schultz

Mit freundlicher Genehmigung von Random House
Vor ein paar Jahren las ich ein Buch mit dem Titel "Die Girls von Riad" einen Roman von Rajaa Al-Sanea. Der Plot ist einfach: Eine junge Frau aus Saudi-Arabien erzählt die Lebensläufe von vier Freundinnen, alle unterschiedlich, aber alle auf der Suche nach Glück und Liebe und der Erfüllung ihrer Wünsche. Doch die saudisch-islamische Gesellschaft ist nicht darauf ausgerichtet junge Frauen glücklich zu machen, so enden die vier persönlichen Geschichten alle in Tragödien für die man ausschließlich die dominante saudische Männerwelt verantwortlich machen muss. Die Unfreiheit der jungen Frauen und die mittelalterlichen Moralvorstellungen haben mich damals schon fassungslos gemacht, obwohl ich lediglich einen Roman vor mir hatte, in dem sicher vieles noch geschönt erzählt wurde. 


Nur noch 2nd Hand
 von Goldmann oder Pendo
Die Erinnerung an "Die Girls von Riad" war sofort wieder da, als ich den Buchtitel "Frauen dürfen hier nicht träumen" von Rana Ahmad vor mir sah.
Die Autorin erzählt aus ihrem Leben in der strengen islamischen Männergesellschaft, wie es dazu kam, dass sie sich von Gott abwendete und wie ihr schließlich die riskante Flucht aus Saudi-Arabien gelang. 



Ranas Geschichte ist kein Roman, ihr Erfahrungsbericht zeigt die bittere Realität. Eine Realität, in der Frauen stets unterlegen sind und ganz nach der Laune der Männer missbraucht und gequält werden. "Frauen dürfen hier nicht träumen" ist der sehr passende Titel dieser Lebensgeschichte, die unbestreitbar aufzeigt wie rechtlos und unterdrückt Frauen in diesem abgeschirmten islamischen Land sind.

Bis zu ihrem zehnten Lebensjahr wächst Rana als glückliches und verwöhntes Kind syrischer Einwanderer in Riad, der Hauptstadt Saudi Arabiens auf. Dann kommt der Tag der alles verändert, sie darf plötzlich nicht mehr mit ihrem geliebten Fahrrad fahren oder allein irgendwo hingehen. Ein Onkel bekommt das Fahrrad stattdessen und sie versteht nicht warum er damit fahren darf und sie nicht? Zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie verunsichert, sie fragt sich ob sie vielleicht etwas falsch gemacht hat? Von nun an, muss Rana auch ein Hijab - ein Kopftuch tragen - ein schlechter Tausch!


Ein paar Jahre später als sie 14 Jahre alt ist, bekommen die Mädchen in der Schule einen Zettel, auf dem steht, wie sie sich zu kleiden haben, denn aus Sicht der islamischen Geistlichen sind sie eine potentielle Versuchung für alle Männer. 
Wenn der Vater von der Arbeit kommt, dann muss er mit Mutter und Tochter zum Einkaufszentrum fahren und sie kaufen alles was die Tochter nun braucht. Tarhas(Kopftücher), Abayas (weite Gewänder) und Niqabs (Schleier, der nur die Augen frei lässt), gibt es in einem speziellen Einkaufszentrum wo nichts anderes verkauft wird.
Rana hat ein sehr inniges und liebevolles Verhältnis zu ihrem Vater, er ist ihr Verbündeter und versteht sie oft besser als ihre sehr religiöse und strenge Mutter. Doch insgesamt gesehen ist die ganze Familie durch und durch religiös, kein Gebet wird jemals ausgelassen und keine Regel missachtet. Wenn Rana ihre Mutter nach dem "Warum" fragt, ist die Antwort stets, weil Allah dich dann noch mehr liebt - oder weil Gott es so will!

In der Schule hat Rana eine Freundin mit der sie ihre Gedanken teilen kann, die jungen Mädchen lieben Popmusik und Musikvideos, Süßigkeiten und träumen fast die gleichen Träume wie Teenager überall auf der Welt. Doch sie dürfen sich nicht in ihrer Freizeit besuchen. Zuhause kann Rana nur mit Frauen aus ihrer Familie befreundet sein. 
Ihr Zuhause in Saudi Arabien und ihr Zuhause in Syrien bei den Großeltern erscheinen ihr während ihrer Kindheit noch als Orte der Geborgenheit, doch mit siebzehn muss sie eine andere Erfahrung machen und in diesem Sommer geht etwas in ihr für immer kaputt.

"..Drei Jahre, nachdem ich mich zum Schutz vor den Blicken fremder Männer zu verhüllen begann, zwingt mich Bark, ein Mann, von dem ich glaube nichts fürchten zu müssen, einen Softporno mit ihm zu schauen und fasst dabei meine Brüste an."


Rana berichtet in ihrem Buch von weiteren Beispielen sexuellem Missbrauchs. Sie beschreibt Taten, die ihr teilweise selbst widerfuhren, oder die Freundinnen und Verwandte erleiden mussten. Eine Frau in Saudi Arabien darf sich einem Mann nicht widersetzen, wenn er sie also zu "unreinen" sexuellen Handlungen zwingt, dann ist das was er ihr antut "haram", also eine Sünde. So fühlt die jugendliche Rana sich für das Unrecht, das ihr geschieht auch noch verantwortlich, schmutzig und schlecht und kann sich niemandem anvertrauen, weil sie für die sexuellen Übergriffe auf jeden Fall die Schuld bekäme!


Rana erzählt vom Alltagsleben, von Hochzeiten, schönen Kleidern, von den Ritualen die immer beachten, dass Frauen und Männern getrennt sind und davon, dass die Männerwelt stets alles entscheidet. Rana ist eine Zeit lang verheiratet, darf aber nur Hausfrau sein und für die Schwiegermutter schuften, obwohl sie gerne nach der Schule noch studiert hätte. 

Später nachdem die Ehe geschieden war und Rana wieder in der elterlichen Wohnung lebt, da braucht sie die Erlaubnis des Vaters, um einen Englischkurs zu machen und nur mit seiner Zustimmung kann sie in einem Krankenhaus arbeiten. Ihr Vater muss sie täglich zur Arbeit fahren und wieder abholen, das Gleiche gilt auch für die anderen saudi-arabischen Frauen. Entweder ein männliches Familienmitglied fährt sie, oder sie müssen zu Hause bleiben. Reiche Frauen haben einen Fahrer, wodurch die Frauen ein kleines bisschen mehr Unabhängigkeit haben.

Rana durchlebt alles Schlechte, was einer jungen Frau in diesem Land geschehen kann und verbringt als erwachsene Frau ein trübseliges Dasein in ihrem Zimmer, in der Wohnung ihrer Eltern. Sie surft viel im Internet und entdeckt den Nachrichtendienst Twitter für sich, wo sie gerne mitliest und dann zaghaft erste eigene Posts schreibt. Dieses Medium eröffnet ihr eine neue Welt, als sie dort einen arabischen Atheisten entdeckt.

Rana weiß zunächst nicht mal was Atheismus ist und googelt alles was damit zu tun hat. Fassungslos steht ihre Welt Kopf, als ihr klar wird, dass es Menschen gibt die sich vom Islam abgewendet haben und nicht mehr an Gott glauben. Ein Umstand der für sie noch lange Zeit unfassbar bleibt. Nach und nach zweifelt sie den Koran und die Existenz Gottes immer mehr an, denn sie kann keine logische Erklärung oder Beweise dafür finden, dass es Allah wirklich gibt. Mit der eigenen Abkehr vom Glauben, wächst auch der Wunsch nach Flucht und dem Leben in einem freien Land.

Rana Ahmad hat ein sehr mutiges und wichtiges Buch geschrieben, denn in Saudi-Arabien bedeutet es für eine Frau ihr Leben zu riskieren, wenn sie sich gegen den Islam oder die geltenden Regeln zu stellt. Was viele Millionen Frauen in Riad und im ganzen Land in ihrem Umfeld erleiden müssen, hat Rana Ahmad in ihrem Buch Beispielhaft ans Tageslicht gehoben. Sehr klar formt sie Gedanken und Erlebnisse zu ihrer bewegenden Geschichte, die anschaulich das wahrhaftige Gesicht Saudi-Arabiens mit seiner mittelalterlichen Moralvorstellung, eingerahmt von modernen Wolkenkratzern, aufzeigt.

"Frauen dürfen hier nicht träumen" ist ein Buch, dass keinen Menschen mit westlicher Erziehung und Bildung kalt lassen kann. Sprachlich ist es sehr spannend, absolut mitreißend in einem flüssigen Stil geschrieben, der der Handlung gerecht wird. 

Der sehr passenden Buchtitel lässt sich unbegrenzt auf alle Lebensbereiche der arabischen Frau ausdehnen. Das traurige und erschütternde Resumé für die weibliche Welt ist, dass es Frauen in Saudi-Arabien nicht gut geht:

Frauen dürfen sich hier nicht frei bewegen,
Frauen dürfen hier nicht über ihr Leben bestimmen,
Frauen dürfen hier nicht frei atmen, sie müssen sich verschleiern.

Frauen dürfen hier keine Freundinnen oder Freunde treffen, die nicht zur Familie gehören. Frauen dürfen hier ausschließlich das tun, was ihre Väter, Ehemänner und Brüder ihnen gestatten. Nur das.
Frauen sind schuldig, wenn sie geschlagen, missbraucht oder sexuell belästigt werden.

Die Tatsache, das es eine derartige Welt heute noch gibt, ist für mich als eigenständige westliche Frauen in einer aufgeklärten Welt schier unfassbar. Es ist mutig das Rana ihre Geschichte erzählt, für das was sie getan hat muss sie immer noch um ihr Leben fürchten. 

Erfreulich ist, dass der Kronprinz Mohammed bin Salman die Regeln für Frauen nun etwas lockern will, wie z.B. bei der Süddeutschen Zeitung zu lesen war. Doch bis diese kleinen Änderungen in den Köpfen der überwiegend zu dominanten oder den strenggläubigen Männer ankommen und weitere Maßnahmen folgen werden, müssen noch viel zu viele Frauen ihre persönliche Hölle durchleben. 


Sonntag, 11. Februar 2018

Buchtipp: Zeugin der Toten - Elisabeth Herrmann

Elisabeth Herrmann ist eine meiner unangefochtenen Lieblings-Autorinnen, denn die deutsche Journalisten hat ein großes Gespür und Talent dafür, Gesellschaftsthemen mit spannender Unterhaltung zu verbinden. Zugegeben, was aus ihrer Feder kommt, ist kein Geheimtipp, denn ein Großteil ihres Stoffes wurde bereits fürs Fernsehen verfilmt. Ich möchte mich da aber gerne einreihen und betonen, dass ich alle ihre Bücher bisher sehr genossen habe!
Hier werde ich mal meine Freude über ihren Krimi "Zeugin der Toten" rauslassen. Das Buch ist schon seit 2011 ein Renner und erhielt im Jahr 2012 bereits den Deutschen Krimi Preis. Im August 2017 kam nun eine Fortsetzung dieser Reihe mit dem Titel: "Stimme der Toten" auf den Markt. Für mich Grund genug,  mir beide Bücher nacheinander einzuverleiben.
Doch heute geht es zunächst einmal um den ersten Teil dieser packenden Reihe.

Handlung 
Judith Kepler ist cleaner. Genauer gesagt ein death scene cleaner. Sie beherrscht zwar das übliche Putzrepertoire rauf und runter, aber sobald die Spurensicherung ihre Arbeit an einem Tatort abgeschlossen hat, wird Judith Kepler als Spezialistin für die schnelle und professionelle Reinigung von Blut- und Leichenspuren gerufen. Ein undankbarer Knochenjob, der nicht leicht zu erledigen ist, besonders wenn die Verwesung des toten Körpers schon eingesetzt hatte. Nicht jede Reinigungskraft ist dieser Belastung gewachsen, viele die es versuchen, stoßen schnell an ihre mentalen und physischen Grenzen.
Aber Judith kann diesen Job, denn als ehemalige Drogen-Kriminelle muss Judith in ihrem Leben auf Schlimmeres zurückblicken. Zehn demütigende Jahre ihrer Kindheit verbrachte sie zunächst in einem DDR-Kinderheim. Nach der Wende, als mittlerweile fünfzehnjährige, haute sie ab. Drogenentzug, Rückfall und Gefängnisstrafen bestimmten ihr Dasein, bevor ihr Boss, Inhaber der Reinigungsfirma Dombrowski sie schließlich von der Straße holte. 
Mit einer gesunden Distanz und angemessener Würde reinigt sie nun die Orte an denen Menschen ihre Leben aushauchten. Wenig verwunderlich ist, dass sie privat eine überzeugte Einzelgängerin ist. Mit ihrer raubeinigen Art hält sie jede freundschaftliche Annäherung auf sicherem Abstand. 

Ein Notfall -  Mord an einer schwedischen Frau in einer  Berliner Hochaus-Wohnung -  vermasselt Judith Kepler das Wochenende. Eigentlich freute sie sich bereits auf ein kaltes Glas Wein auf ihrem sommerlichen Balkon, als Dombrowski sie zu diesem Auftrag schickt. Mit dem Transporter macht sie sich auf den Weg Richtung Berlin-Marzahn und glaubt zunächst an einen Zufall, als sie feststellt, dass der Tatort in der Nähe ihrer eigenen Adresse liegt.
Ausgerechnet an diesem Tatort kommt Judith in den Besitz ihrer alten Waisenhausakte aus ihrer Zeit im Kinderheim Juri Gargarin in Sassnitz. "Was hat das alles mit mir zu tun?" fragt sich die Putzfrau verwirrt und nimmt die Wohnung der Toten, um so gründlicher in Augenschein. Eine Spur führt von der Ermordeten zu einem ehemaligen BND Agenten, der nun als Enthüllungsjournalist im Politfernsehen erscheint und auf der Suche nach einer legendären Stasi Datei ist. Eine Frage wirft schnell die Nächste auf und so macht Judith sich auf die Suche, um die Spuren in ihre eigene Vergangenheit zu verfolgen.
Die Jagd nach ihrer Identität führt sie zurück nach Sassnitz und immer weiter..
Stück für Stück enthüllt sie dabei immer mehr Details aus ihrer tatsächlichen Vergangenheit
und eine ungeheuerliche persönliche und politische Geschichte. 

Fazit
Elisabeth Herrmann schreibt wie immer unfassbar authentisch. Ihre Figuren sind mehr als glaubwürdig, sie scheinen wie tatsächliche Persönlichkeiten. Ihre Inhalte sind unfassbar vielfältig und gut recherchiert. Ihr fundiertes Wissen über Politik, Gesellschaft, Geschichte und fachliche Details macht die Lektüre dieses politischen Krimis zu einer unbestreitbaren Bereicherung. 
Darüber hinaus erzählt Elisabeth Herrmann absolut spannend und fesselnd und hält den Spannungsbogen aufrecht, wie es nur wenige können. Finale und Auflösung sind schlüssig und nachvollziehbar. Kurzum macht sie alles richtig was man als gute Autorin richtig machen muss. Eine Top-Empfehlung an alle Krimifreunde!

Der Titel ist als Taschenbuchausgabe des Ullstein-Verlages (9,99 €) erhältlich. Oder Wahlweise als E-Book Format (List 8,99 €).
Verschiedene Cover, aber gleicher Inhalt.

Wer möchte kommt in Kürze mal wieder hier vorbei, denn dann gibt es meine Erfahrungen zur Fortsetzung der Geschichte, welche sechs Jahre später fast übergangslos anknüpft.

Macht es euch kuschelig - beste Lesegrüße,

Caroline 











Dienstag, 9. Januar 2018

[Rezension]

Rattatam, mein Herz - vom Leben mit der Angst

Franziska Seyboldt

Mit freundlicher Genehmigung von KiWi
Caroline Schultz

Jeder kennt Angst, denn sie ist genau genommen eine sinnvolle Einrichtung, die den Menschen davor bewahrt in Gefahren zu geraten. Doch wenn die Angst überhand nimmt, sich zu einer Angststörung entwickelt hat, kann das Leben mit ihr ganz schön schwer werden. 

Franziska Seyboldt hat sich entschieden darüber zu schreiben, über ihr Leben mit der Angst. Ganz offen und ehrlich, ohne Decknamen und Anonymität, denn die Krankheit zu verstecken, bedeutet Energie zu vergeuden für den Erhalt eines falschen Selbstbildes.
Auf sehr farbige und leichte Weise nimmt Franziska ihre Leserinnen und Leser mit in ihr Leben, bei dem die Angst Schrecken verbreitet und immer mit am Tisch sitzt.

"An schlechten Tagen wache ich auf und bin ein Sieb. Geräusche, Gerüche, Farben plätschern durch mich hindurch wie Nudelwasser, ihre Stärke bleibt an mir kleben und hinterlässt einen Film, der auch unter der Dusche nicht abgeht. Ich taumle durch den Tag, immer auf der Suche nach etwas, woran ich mich festhalten kann."

Nach dem ich das Buch gelesen hatte, habe ich sofort noch einmal von vorn angefangen und es ein zweites Mal gelesen. Das mache ich normalerweise nie, aber der bewegende, offene und ehrliche Bericht der Autorin ließ und lässt mich einfach noch nicht los. Ihre bemerkenswerten Gedanken und ihre anschauliche Sprache absorbieren mich, bündeln meine Aufmerksamkeit für ihre persönliche Geschichte und die größere Bedeutsamkeit, die sie für unsere Gesellschaft hat und haben sollte. 

Das Buch ist ganz anders als das, was man erwarten würde. Also bitte Vorurteile bei Seite geräumt und hineingestürzt in diese Lektüre, die fasziniert, da sie viel Exemplarisches enthält. Inhalte aus denen jeder Leser etwas über sich selbst lernen kann, gepaart mit dem Gefühl, stets ganz nah bei der der Erzählerin zu sein und manchmal in den gleichen Schuhen zu stecken.
Angstgefühle beim Fliegen, Autofahren, oder beim Sprechen in der Öffentlichkeit kennen viele Menschen. Eine Angststörung kann auch diejenigen plagen, die nach Außen gar nicht ängstlich oder schüchtern wirken, sondern dem Anschein nach ganz tough und lebensfroh rüberkommen.

Franziska Seyboldt gelingt was nur wenige können, völlig unbeschwert, geistreich und nachvollziehbar schreibt sie über das ernste Thema ihrer Angststörung. Sie macht eine gute Geschichte daraus und zeigt dabei ihr Gesicht, ihre Persönlichkeit. Der Ton des Buches ist leicht und zugewandt, während in allerlei Anekdoten und Erlebnisse verpackt das Dilemma der Angststörung, mit allen Einzelheiten aus der Tabuzone gehoben wird. Franziska Seyboldt gesteht ihre Schwäche und geht gestärkt daraus hervor, sie gibt die Kontrolle auf und wird so Herrin der Lage.

"Allein in Deutschland hat jeder Sechste im Laufe seines Lebens einmal eine Angststörung, das kommt gleich nach Depressionen und Alkoholismus." 

Mit Recht fordert die Autorin, dass wir endlich mehr über psychische Leiden reden müssen. Nur so kann mit Klischees und Vorurteilen aufgeräumt werden. Sie ist der Überzeugung, dass man nur Macht über psychische Krankheiten gewinnen kann, wenn man sie so konkret wie möglich benennt, denn eine nicht korrekte Diagnose zu verwenden macht die Krankheit größer als sie ist.

"Rattatatam, mein Herz" ist eine überaus bereichernde Lektüre für alle, die aufgeschlossen und interessiert sind an den relevanten Themen unserer Zeit. Empfehlen möchte ich dieses Buch auch allen Lesern, die sich generell für psychologische Inhalte interessieren. Sie sollten diese berührende Geschichte unter keinen Umständen verpassen!! Es ist sehr kurzweilig und angenehm zu lesen und auf jeden Fall absolut bereichernd!

Höchste Bewertung - Fünf Smileys: JJJJJ

Ich möchte mich an dieser Stelle bei dem Verlag Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar bedanken. Ich bin sehr froh, dass mich die Lektorin Mona Lang mit einem leidenschaftlichen Brief darauf aufmerksam gemacht hat.  

Erhältlich ist das Buch in eurer Buchhandlung, wo ihr sonst auch eure Bücher kauft!
Erscheinungstag ist der 11.01.2018 J&

Gebundenes Buch im Pappeinband : 18,00 Euro
E-Book: 16,99 Euro
ISBN: 978-3-462-05047-9 




Sonntag, 6. August 2017

Der Schnee, Das Feuer, Die Schuld und der Tod - Gerhard Jäger

BUCHEMPFEHLUNG


Der Fremde im Dorf

Zu Beginn der fünfziger Jahre reist der junge Historiker Max Schreiber aus Wien in die Tiroler Berge, weil er die genauen Umstände einer Hexenverbrennung im 19. Jahrhundert recherchieren und hierüber ein Buch verfassen will. Seine Ankunft ist Gesprächsthema in der kleinen verschlossenen Dorfgemeinschaft, von der er argwöhnisch und distanziert beäugt wird. Die Wochen in den Bergen vergehen einsam und konfrontieren ihn mit dem harten Leben in dieser Gegend. Trotz des anhaltenden Misstrauens gegenüber dem fremden Städter, hört der Gelehrte irgendwann die ersten Geschichten und Legenden aus dem Region, die vor allem der alte und blinde Seiler meisterlich zu erzählen weiß. Als Außenseiter treibt es Schreiber täglich auf ausgedehnte Wanderungen und Spaziergänge, bei denen ihm die raue Natur der Bergwelt, mehr als einmal, auch ihre harte Hand zeigt. Schriftstellerisch tritt er allerdings auf der Stelle, denn bei der Suche nach Informationen zur "Hexenverbrennung", verschließen sich die Dorfbewohner und reagieren teilweise sogar feindselig auf seine Fragen und Bemerkungen. Schreibers Privatleben in Wien war nicht glücklich, weshalb er die jüngsten Lebensumstände gerne vergessen möchte und trotz aller Schwierigkeiten nicht in die Stadt zurückfährt.

Schwarzes Blut im Schnee

Der Roman beginnt mit der zerknitterten Schwarz-Weiß-Fotografie eines Tatortes und mit der Weissagung einer alten Indianerin am 40. Geburtstag John Millers. Genau vierzig Jahre später, erfüllt sich die Prophezeiung, als ein alter Mann aus den USA nach Österreich fliegt, um aufzuklären was seinem Cousin in dem Tiroler Bergdorf im Januar des Lawinenwinters 1951 wirklich geschah. Sein Weg führt in zunächst nach Innsbruck ins Archiv, wo er das Manuskript des Schriftstellers studieren kann:

Schreiber erzählt, wie er auf ausgedehnten Pfaden durch die Tiroler Bergwelt wandert, dabei sagenumwobene Felsformationen erkundet und den alten Geschichten nachsinntEine Einladung ins Pfarrhaus und ein aufklärendes Gespräch, sowie einige Abende in der Gastwirtschaft, stellen dann doch noch eine Verbindung zwischen Schreiber und den Dorfbewohnern her. Der Gelehrte schreibt nun seine eigene Geschichte und hält seine Erfahrungen in einem ledergebundenen Buch fest. Vieles geschieht: Ein Bauer kommt ums Leben; Schreiber verliebt sich in eine geheimnisvolle junge Frau, um die auch ein anderer Mann im Dorf wirbt; eine Scheune brennt und mit heftigem Schneefall bricht plötzlich der Winter über das Dorf herein.

Jede Hand wird gebraucht und Schreiber schaufelt Schnee, Unmengen von Schnee, Seite an Seite mit den Einheimischen. Tag für Tag wird die Lage schwieriger, nach Weihnachten ist das Dorf schließlich durch die Wetterverhältnisse komplett von der übrigen Welt abgeschnitten. 
Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als die ersten Lawinen auf die Höfe und Häuser des Dorfes herunterdonnern. Menschen sterben und der Winter wird für alle zu einem Überlebenskampf, in dessen Wirren auch noch ein Mord geschieht.

Betrachtung

Dieser Roman hat einiges zu bieten, neben der sehr nervenaufreibenden und spannenden Haupthandlung enthält er Mythen und Gleichnisse aus unterschiedlichen Kulturen und eine Rahmenhandlung, welche nicht nur die Spannung anheizt, sondern auch einige Überraschungseffekte in petto hat.

Gerhard Jäger verfügt über eine akkurate und wunderschöne Sprache, die man sich als schreibender Mensch nur zu gern für sich selber wünscht. Wie ein Künstler mit Pinsel und Farbe malt er Bilder mit vielfältigen Worten in den Köpfen seiner Leser. Vor dem inneren Auge wird jede Szene poetisch ausgestaltet und greifbar.

"Aber da war nichts als das Heulen des Sturmes, das Ächzen und Vibrieren der Tanne, wenn ein heftiger Windstoß in die Krone fuhr, da war nichts als die wild um sich schlagenden Äste und ein undurchdringlicher Vorhang aus Regen, der als ein gleichmäßiges Rauschen durch das Aufschreien der Windböen drang." (S.42)

Die leicht fließende, beinah lyrische Sprache mit ihren Ausschmückungen, macht allein schon den Roman lesenswert. Doch der Autor vermag noch viel mehr, er komponiert die fortschreitende Handlung szenisch in der Weise mit seinem Sprachvermögen, das er jeweils Stimmungen erzeugt, denen der Leser sich nicht entziehen kann. Perspektivisch verschmilzt der Leser mit Max Schreiber und spürt hautnah die beklemmende, drückende Angst der Menschen, die in der Dorfkirche Zuflucht vor den lebensbedrohenden Lawinen sucht.

Meinung und Dank

Mir persönlich hat der Roman sehr gefallen, ich habe Stil und Sprache absolut genossen. Ich habe mit der Hauptperson mitgefiebert und mitgelitten. Manchmal habe ich mit Max Schreiber auch gehadert, aber ich habe die beklemmende Angst der Dorfbewohner gefühlt und die gewollte Überraschung am Ende des Buches.
Die Geschichte ist absolut rund und war ein bereicherndes Leseerlebnis. Für die Empfehlung möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bei M. bedanken. 

An Euch viele Grüße und viel Spaß beim "Nachlesen"!

Eure Caroline