Sonntag, 31. Dezember 2023

2023 Rückblick auf mein Bücherjahr

2023 neigt sich dem Ende, also wird es Zeit, ein kleinen, knappen Rückblick auf mein zurückliegendes Lesejahr zu werfen. 

A

ls das regnerische dunkle 2023 begann, da habe ich anfangs mehr Serien geschaut als Bücher zur Hand zu nehmen, so kam es, dass ich mit meiner Familie Lookwood und Co. schaute. Die Story hatte es mir angetan. Nach der Netflix Serie konnte ich erst einmal nicht mehr von Lookwood & Co. lassen, dieser packenden Geschichte um jugendliche Geisterjäger. Es war die perfekte Ablenkung von schlechtem Wetter und Weltkrisen. Die Bücher gab es schon vor mindestens zehn Jahren, aber ich denke, es sind immer noch fesselnde Abenteuer für im Herzen jung gebliebene Leser*innen.


Die Titel, die mir das Jahr über im Kopf geblieben sind, seht ihr im Foto:


Die Lese-Reihenfolge der Bücher weiß ich jedoch nicht mehr, aber alles was ich hier aufliste kann ich unbedingt empfehlen. Von Teufeln und Heiligen z.B. - spannender Roman um einen Waisenjungen in Frankreich. "Nachts erzähle ich dir alles" hat meinen Sommer verlängert und der dicke Robert Galbraith 'Wälzer' hat mich mal wieder perfekt durch den Herbst 🍂 begleitet (Ich liebe die Serie um das Detektivpaar Cormoran Strike und Robin Ellacott) « 22 Bahnen » war mein unangefochtenes Sommerhighlight! Ebenso zum Mitfühlen war auch die « Einsamkeit der Primzahlen »

(Das Buch stand schon in meinem Regal und war mir durch den Podcast Zwei Seiten wieder ins Bewusstsein gerückt!)


Podcast-Empfehlungen die mich bereichert haben,

sind auch « Reich wie der König » und "Der Hausmann".

Ich freue mich, dass uns die Welt der Bücher stets offen bleibt, egal welche Jahreszahl grad auf dem Kalender steht. 😊Ich wünsche damit euch allen schon einmal einen wunderschönen Jahreswechsel 🎉! Rutscht gut ins neue Jahr 🍾🥳🍀🙋🏼‍♀️

P.S. Vergessen habe ich auf dem Bild noch die « Die Freiheit einer Frau « eine ergreifende analytische Biografie über das Leben der Mutter des Autors » Édouard Louis

Spannend aber auch schaurig fand ich « Dann schlaf auch du » ein älteres Buch von meinem SUB. Mit großem psychologischen Erzähltalent schreibt die Autorin wie sich eine französische Familie immer mehr in die alltägliche Abhängigkeit von ihrer Kinderfrau begibt, was am Ende für ihre beiden Kinder den Tod bedeutet. Trotzdem empfehlenswert!

Bis bald im neuen Jahr, 
eure Caroline 

Dienstag, 22. August 2023

Lieblingsbuch - 22 Bahnen (von Caroline Wahl)


Ich bin sehr glücklich, dass dieser Roman es auf die Erfolgswelle geschafft hat. 22 Bahnen war mein


Urlaubsbuch und ich hatte es ruckzuck durchgelesen - oder sollte ich besser sagen durchgeschwommen? Für mich hat sich jede Zeile, jeder Absatz, quasi jeder Schwimmzug durch diese Erzählung mehr als gelohnt und einfach richtig angefühlt.

In der Schwesterngeschichte geht es um die erwachsene Tilda, Studentin und gleichzeitig Angestellte im Supermarkt sowie, um ihre zehnjährige Halbschwester Ida. Tilda muss sich um Ida kümmern, denn auf die unverbesserlich alkoholkranke Mutter ist kein Verlass. Im Gegenteil, an schlechten Tagen schlägt die im Suff gewalttätige Mutter Ida, wenn Tilda nicht daheim ist, um ihre Schwester zu beschützen. Tilda ist gezwungen den Spagat zwischen Mathestudium, Geldverdienen und Ida-Zeit zu meistern. Solange alles gut läuft, schwimmt sie ihre täglichen 22 Bahnen zum Ausgleich.

Den Anschluss an ihre Freunde und ein eigenes Leben mit Gleichaltrigen stellt sie wegen Ida jedoch ganz hinten an. Ida im Vergleich - ist eine ruhige Zehnjährige, malt sehr viel, ist eine kleine Künstlerin. Nur bei Regenwetter begleitet sie ihre Schwester ins Schwimmbad, wo sie es liebt zu tauchen. 

Ohne schwermütig zu sein, erzählt die Autorin nachfühlbar den Alltag dieser besonderen und schwierigen Familiensituation, mit allen Höhen und Tiefen und macht ihn für alle Menschen, auch die Ahnungslosen unter uns (wie ich) sehr greifbar. Ihr Leben ist so ganz anders, als das Leben der meisten "Abendbrottischfamilien". Ich bin sicher, dass in dem Roman enorm viel Identifikationsfläche für alle diejenigen, die auf ähnliche Erfahrungen zurückblicken müssen, steckt, aber noch mehr Horizont-erweiterung für alle anderen. Als Kraft gebend und Mut machend empfand ich vor allem die pragmatischen Strategien, mit denen die Geschwister ihr Leben in die Hand nehmen. Ganz konkret stellt Tilda einen Plan auf, der Ida selbstbewusster und widerstandsfähiger machen soll, der u.a. Hobbys für ihren Alltag und die Annahme von Hilfe vorsieht.

Bei allem Empowerment für ihre Schwester, geht es auch darum, dass Tilda ihre Wünsche und Lebensentwürfe nicht aus den Augen verlieren darf. Ich will nicht zu viel spoilern, aber die Zukunft eröffnet ihr Möglichkeiten und in der Vergangenheit lauern ihre persönlichen Schatten, die wieder lebendig werden, als sie im Schwimmbad diesen ernsten Typ trifft, der wie Ivan aussieht, obwohl er gar nicht Ivan ist. 

Caroline Wahl hat mit diesem Roman ein wunderbares Werk geschaffen, die Klarheit ihrer Sprache, die Wahrhaftigkeit ihrer Figuren und die Nachvollziehbarkeit des Geschehens, haben mit in die Geschichte hineingezogen und mit den Schwestern mitfiebern lassen. Das Schönste ist, dass die Handlung trotz aller Krisen einen denkbar positiven Verlauf nimmt und sich alle Leser*innen über ein hoffnungsvolles und glaubwürdiges Happy End freuen dürfen. 

Ich vermisse Tilda und Ida jetzt schon - die große und die kleine Schwester, das sind zwei,die so toll zusammenhalten, dass sie mir im Kopf bleiben und ich sie eigentlich im echten Leben kennen möchte. 

Absolute und vollumfängliche Leseempfehlung!

Liebe schwülwarme bis regenkalte, aber sommerliche Lesegrüße! 

Eure Caroline 

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Meine Buchstapelei - Etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues ...DER GRUND von Anne von Canal

Heute geht es um ein älteres Buch. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, warum dieser Roman jahrelang in meinem Regal warten musste, um von mir gelesen zu werden? Denn ich kann schon einmal vorweg nehmen, dass es ein ganz wunderbares Werk ist. Auf jeden Fall bestätigt mir meine Wartezeit die absolute Zeitlosigkeit der Geschichte und das dieses Buch zu jeder Zeit lesenswert ist und bleibt. 

Inhalt

(c) mare Verlag
Der Grund - (c) mare Verlag
Der Roman handelt von Laurits der mit einem großen Talent fürs Klavierspielen, in einem wohlhabenden Stockholmer Haushalt der sechziger Jahre aufwächst. Sein Vater ist ein angesehener Mediziner und ein dominanter Patriarch. Seiner Mutter bleibt nur die Rolle der überspannten Hausfrau. Sein bester Freund Pelle ist seine einzige Verbindung zum realen bodenständigen Leben. Doch Pelle mit dem er als Kind schöne Stunden verbringt, reist im Erwachsenenalter durch die Welt und vermag Laurits keinen verlässlichen Halt mehr zu geben. So ist und bleibt das Klavierspielen Laurits einziger Lebensmittelpunkt. Fräulein Andersson, die beflissene Klavierlehrerin fördert sein Talent kontinuierlich bis er mit 18 Jahren für die Aufnahme am Konservatorium vorspielt. Laurits legt all sein Talent und Können in dieses Vorspielen, das seinen Traum von einer Musikkarriere gegen den Willen seines Vaters möglich machen soll. 

Doch am Ende kommt alles anders. Laurits wird ebenfalls Arzt. Er heiratet seine große Liebe, die Estland-Schwedin Silja. Gemeinsam haben sie eine Tochter - Lis. Ihr Glück ist oberflächlich perfekt. Aber Laurits hat seine Klavierkunst aus ihrem Leben verbannt, bis zu jenem denkwürdigen Hochzeitstag, an dem sein Onkel Jon eine Rede hält, die ein Geheimnis zu Tage fördert, welches ungeahnte Konsequenzen nach sich zieht. 

Doch die Leserschaft begegnet Laurits auch in der Gegenwart, wo er sich als Pianist auf einem Kreuzfahrtschiff verdingt und in jeder Hinsicht über Wasser hält. Seine inneren Kämpfe sind Ausdruck des Dramas, dass seiner Familie am Ende des Buches widerfährt. Nach diesem traurigen Höhepunkt bleibt die Frage zurück: "Wie oft kann ein Mensch von vorne beginnen?"

Fazit und persönlicher Eindruck

Anne von Canal ist eine kenntnisreiche und begnadete Erzählerin, die scheinbar mühelos Bilder im Kopf erzeugen kann. Ihr gelingt es, dass man die Klavierstücke im Buch nicht nur lesen, sondern quasi vor einem inneren Ohr auch hören kann. Mit ging das so, obwohl ich musikalisch völlig unbewandert bin. Anne von Canal ist eine genaue Beobachterin, mit ihrem Sprachvermögen schlüsselt sie die Charaktere glaubwürdig auf und nimmt ihre Leserschaft mit, in die tiefen und greifbaren Gefühlswelten ihrer Haupt- und Nebenfiguren. 

Trotz des ernsten und traurigen Hintergrundes der Handlung,  empfand ich die Lektüre keineswegs als schwermütig oder bedrückend. Vielmehr erzeugte ihre Erzählweise eine beständige Spannung in mir herauszufinden, wie sich am Ende alles zusammenfügt. Ich finde dieser Roman ist sehr bereichernd und psychologisch klug geschrieben. Ein zeitloses Buch, das ich hiermit unbedingt empfehle! Vielleicht auch ein gutes Weihnachtsgeschenk für Musikliebhaber*innen. 

Soweit für heute, 

Beste Lesegrüße von mir an euch!




Sonntag, 25. Juli 2021

Ab in den Urlaub: Lesetipps für die Sonnenliege

Hallo Ihr Lesehungrigen da draußen, 

noch sind die Sommerferien nicht vorbei und die Urlaubssaison erst recht nicht. Und überhaupt, wer nicht weg fährt, hat es vielleicht zu Hause schön und möchte es sich mit einem guten Buch gemütlich machen!

Für eine bequeme Position müsst ihr selber sorgen, die Lesetipps bekommt ihr hier:

DER WIND SINGT UNSER LIED - Meike Werkmeister

Ich bin gerne an der Deutschen Küste und war schon ein paar Mal in Sankt-Peter-Ording,  deshalb war ich hocherfreut, als ich dieses Taschenbuch zum Geburtstag geschenkt bekam. Ein perfektes Urlaubsbuch, in dem man abtauchen und verreisen kann, ohne das Haus zu verlassen.

Die Geschichte erzählt von Toni, einer jungen Frau, die aus Deutschland geflohen war, um mit ihrer Gitarre im Gepäck, als Surflehrerin in den warmen Urlaubsregionen der Welt zu leben. Doch nach Jahren der Abwesenheit, bringen die Ereignisse und die Worte einer Handleserin sie unerwartet dazu, ins kalte Deutschland zurückzukehren. Überraschend für alle erscheint sie bei ihrer Familie in Sankt-Peter-Ording, wo ihre Eltern und ihre ältere Schwester leben und einen ländlichen Ferienhof betreiben. Die Freude über ihre Rückkehr ist riesig, aber schon bald erkennt Toni, dass dieses Idyll voller Fehler ist. Der romantische Hof, auf dem sie aufwuchs, ist in die Jahre gekommen, ihr Vater schafft die anfallende Arbeit kaum. Und wo steckt nur ihre Mutter? Nicht mal ihr kleiner Neffe kann sich erklären, warum die Oma nicht mehr zu Hause wohnt. Toni packt auf dem Ferienhof mit an und geht den Dingen nach. Sie trifft ihren alten Jugendfreund Andy wieder und lernt den neuen Saisonhelfer Florian kennen.

Die schönen Erlebnisse werden nur überschattet von der Erinnerung. Sie denkt oft an ihre Jugendliebe und die Verletzungen der Vergangenheit gewinnen wieder an Präsenz. Soll sie die Erinnerungen zulassen, kann sie sich der Vergangenheit stellen? 

Leseerlebnis

Durch wunderbare Erzählkraft fühlte ich mich von der Geschichte mühelos auf die Halbinsel Eiderstedt und an die Nordsee teleportiert. Friesenhausidylle, Dünen und Salzgeruch werden gratis mitgeliefert. Eine Menge Ereignisse halten die Hauptfigur und die Leser*innen auf trab. Facettenreich erzählt, spannend und unterhaltsam wie es sein soll. Ein wirkliches Ferienbuch in dem man hervorragend mitfiebern und mitfühlen kann. Mir hat es supergut gefallen, lest selber und lasst es euch gut gehen!

Eure, Caroline 


P.S. Wenn ich es noch vor dem Urlaub schaffe, dann schreibe ich euch noch ein paar Zeilen zu Julie Zehs "Über Menschen". Denn das fand ich unter uns gesagt, mal wieder großartig!



Donnerstag, 31. Dezember 2020

Das Lesejahr 2020 - Fünf Bücher, die mein Jahr reicher gemacht haben!

Zum Jahresende haben die Buchblogs wieder Konjunktur in den sozialen Medien und teilen in langen Bücherlisten ihre Lesehighlights oder Flops. Ich gehöre weder zu den besonders schnellen, noch zu den  ausgesprochenen Viellesern. Ich lese stetig und aus Interesse, wichtig ist mir was im Kopf bleibt!

Meine fünf Lieblinge im  Bücherjahr 2020

sehen daher so aus:

Troubled Blood (Robert Galbraith) J.K. Rowling (alias R. Galbraith) sticht mit ihrem jüngsten Werk jeden anderen britischen Krimiautor weit aus. Mehr klassische Kriminalgeschichte, verwoben mit satter Romanhandlung über ihre liebenswerten und besonderen Figuren, kann es nicht geben. Ich liebe die Strike Romane allesamt! Der dicke Wälzer über einen alten Vermisstenfall im Londoner Clerkenwell hat mich bestens durch den Herbst begleitet. 


Die Detektive vom Bhoot Basar (Deepa Annapara)
 waren für mich eine absolute Erfrischung. Sprachlich war das Buch ein Freudenfest. Gute getan hat mir das  Abtauchen in eine andere Kultur mit anderen Sorgen, ein Mitfiebern in einem Kriminalfall und einer Geschichte die auf einer wahren Begebenheit beruht. Ein wichtiges und tolles Buch und einer jungen unverbrauchten Sicht auf gesellschaftlich verfahrene Strukturen.


Über das Leben und das Schreiben (Stephen King)

war in 2020 für mich ein ebenso wichtiges, wie schönes und unterhaltsames Werk. Es ist eine Biografie über die Kindheit und Werdegang des Autors und gleichzeitig ein sehr nützlicher Schreibratgeber, der auf besondere Weise motivierend wirkt. King gibt praktische Beispiele, zeigt  aber vor allem, wie wichtig es sein kann einen langen Atem zu behalten und sich von der schönsten Sache,  neben dem Lesen,  nicht abbringen zu lassen. 

Todesfrist (Andreas Gruber) ist keine Neuheit. Im Gegenteil, der Krimi ist von 2013 und ihm folgen eine Menge weiterer Bände, die im Buchhandel mit sehr guten Rezensionen glänzen. Mir hat der Thriller gefallen. Figuren, Handlung und Setting waren glaubwürdig, ausbalanciert, geschickt zusammengesetzt und so spannend, dass ich sicher noch mehr aus der Feder von Andreas Gruber lesen werde.




Blackbird (Matthias Brandt)
 Die Geschichte spielt ungefähr in den frühen Achtziger Jahren, als Schallplatten und Freundschaft noch das Größte waren. In dieser Zeit erlebt Motte die erste Liebe, aber sein Leben gerät an vielen Stellen aus den Fugen. Eiskalt trifft ihn die Nachricht von der Krankheit seines besten Freundes Bogi. Selbst die Trennung seiner Eltern kann er irgendwie hinnehmen, wäre nur die Krebskrankheit seines besten Freundes nicht so verkehrt und hinterhältig. Bei seinen Abenteuern auf dem Weg durch seine Jugendzeit bleibt eine Leere, die Bogi hätte füllen sollen, wäre alles nach Plan gelaufen. Doch der kann den Krebs nicht besiegen. Ein leises Buch über das große Thema Freundschaft, angesiedelt in einer Zeit die sich heute niemand mehr ausdenken kann, wenn er sie nicht selbst miterlebt hat.


Egal was ihr gerne lest, genießt es, denn es ist das beste Hobby der Welt. Wenn wir alle ruhig in unseren Lesesesseln und Sofaecken sitzen bleiben, dann schaffen wir jeden Lockdown und am Ende sogar das Corona Virus.

Bleibt alle Gesund und kommt gesund und fröhlich in das neue Jahr 2021! Möge es viel viel besser werden als 2020. Alle guten Wünsche dafür!!

Eure Caroline






Freitag, 30. Oktober 2020

Viel mehr als ein indischer Kalle Blomquist - Die Detektive vom Bhoot-Basar (Deepa Anappara)

Die besten Bücher begegnen mir immer per Zufall! So war es auch mit diesem. Wegen seiner kräftigen pinken Farbe stach es einfach auf dem Büchertisch mit den Neuheiten hervor, obwohl nur drei Exemplare darauf lagen. Das Cover, der Klappentext und dann noch das Meinungsprädikat von Ian McEwan waren mehr als genug Gründe, dass ich es kaufte und mich schnell auf den Heimweg zu meinem Lesesessel aufmachte. 
(Mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlages)


Das Buch hatte mich gefunden und jetzt fand ich mich mühelos in die Geschichte vom neunjährigen Jai, seiner klugen Freundin Pari und dem loyalen Freund Faiz, die gemeinsam ihr kindliches "Fernsehwisssen" nutzen, um als Detektive auf die Suche nach einem vermissten Mitschüler zu gehen.

Wie ihr schon ahnt, hat mich der Lesestoff vollständig überzeugt und jetzt sitze ich hier vor meiner Tastatur und möchte mich zur leidenschaftlichen 'Empfehlerin' und Verfechterin dieses Buches machen, denn ich erlebe auf den Bestsellerlisten immer die gleichen, teils lahmen, teils mehr oder minder spannenden Autoren.

Mit "Die Detektive vom Bhoot-Basar" hingegen halte ich ein Werk in der Hand, dass ich beim Lesen als außergewöhnlich, erzählerisch herausragend und vor Kreativität strotzend empfand. Meinem Empfinden nach gehört so ein Buch auf alle Büchertische und in die Hände aller Leser*innen weltweit.
Demzufolge auch unbedingt auf die bekannten Bestsellerlisten. 
An der Relevanz des Themas gibt es keinen Zweifel, da der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht und seine kulturvermittelnde Kraft uns allen viel zu geben vermag. 

Die Autorin erzählt bunt und nimmt die Leser dabei mit in den Alltag der Kinder und Familien. Gemeinsam steht man in den Schlangen vor dem Toilettenhaus, sitzt in der Schulklasse, sieht den Dreck auf der Schuluniform, kämpft sich durch undurchdringlichen Smog, erlebt Düfte und Geräusche des Bhoot-Basars, isst Rotis und Dal in engen 1-Zimmer Häusern und hört die Meinung der Erwachsenen auf der Straße.

In dieser Welt, einem Armenviertel, dem Basti, am nördlichen Stadtrand, versuchen sich drei Kinder als Detektive, da die Welt der Erwachsenen keinen Halt und Verlass mehr bietet. Immer mehr ihrer Mitschüler verschwinden spurlos, doch die korrupte Polizei kassiert ohne Skrupel Bestechungsgelder, unternimmt jedoch nichts gegen die anwachsenden Vermisstenfälle. Stattdessen sprechen sie Drohungen aus und verhaften voller Vorurteile die unschuldigen Familienmitglieder der Bewohner. 

Deepa Anappara täuscht nicht über die sozialen Spannungen und den Ernst der Lage hinweg, doch sie ist eine Kennerin der Lebensumstände und schafft es mit einer positiven, leichten Sprache aus einer jungen Perspektive, den Lesern das harte und auch teilweise aussichtslose Leben der Menschen im Basti näherzubringen und den Kriminalfall aufzuklären.

Ungeachtet der realen Hintergründe hat dieser Roman die Fähigkeit zu unterhalten, ist spannend und ermöglicht der Leserschaft, problemlos in eine andere, exotische Welt abzutauchen. Dabei können aktuelle Pandemieprobleme gerne mal vergessen werden.

Generell bin ich geizig mit Sternebewertungen und meistens lasse ich dann etwas Luft nach oben, aber diesem Werk möchte ich, ohne zu zögern, die höchste Bewertung  - also 5 Sterne - geben.

Euch allen viel Spaß beim Lesen!

Eure 

Caroline





 

Donnerstag, 7. Mai 2020

Hängepartie - Von Mord zu Mord mit Nicci French


Habe ich gesagt, dass ich das vergangene Jahr nicht so prickelnd fand? Ehrlich? Das möchte ich bitte ausdrücklich zurücknehmen, denn dieses Corona-Jahr schlägt alles bisher da Gewesene. Aber wer will sich schon dauernd mit dieser blöden Pandemie beschäftigen? Jeder Tag ist Lebenszeit, auch in Krisen, darum will ich mich lieber meinem Lieblingsthema, den Büchern zuwenden. 
Eigentlich sollte man meinen, dass ich jetzt 24 Stunden am Tag nicht mehr aus dem Lesesessel herauskomme, aber ganz so ist das dann auch nicht, denn ich hatte in letzter Zeit Mühe die richtigen Bücher für mich zu finden. Mein "wildes“ hin- und her lesen, möchte ich heute mal mit euch bequatschen. Vielleicht ist mein Kopf einfach woanders, oder die Bücher sind dann doch nicht so ganz das Gelbe vom Ei? Helft mir, das herauszufinden
.
Beginnen wir mit der Wochentage Reihe von Nicci French. Ich bin ein Krimifan, auch wenn das Genre hier im Blog nicht ganz so präsent ist. In meiner Jugendzeit las ich mich durch jede Menge Scharfsinn aus der Feder, der wunderbaren Agatha Christie, weshalb ich heute kritisch und streng bei der Beurteilung eines guten Krimis oder Thrillers bin. Wenn er mich nicht packt, nicht überrascht, oder zu krasse logische Schwächen hat, dann wird er schnell gegen ein anderes Buch getauscht. Ich will Bücher nicht auf Biegen und Brechen zu Ende lesen, ich will sie genießen.
Vor einem halben Jahr etwa, häuften sich plötzlich die Hinweise aus dem Freundeskreis, dass die Nicci French Reihe, beginnend mit "blauer Montag", rund um die ermittelnde Psychologin Frieda Klein, eine prima Lektüre sei. Ich probierte es aus. Mir gefielen der "Montag" und der "Dienstag" sehr, und der Mittwoch war auch ok. Jetzt stecke ich allerdings im Donnerstag (Im Donnerstag blieb auch eine gute Freundin von mir stecken) und ich finde die Krimis zunehmend oberflächlich. An vielen Stellen habe ich das Gefühl, das der Text vielleicht schlecht übersetzt worden ist. oder es sind andere Gründe, weshalb die Handlung derart kraftlos daherkommt.
Aber davon abgesehen wirken die Charaktere im Buch und die Beziehungen der Protagonisten flach, konturlos und unvollständig auf mich. Frieda Klein scheint eine immer kältere Person zu werden. Mir fehlen z. B. die emotionalen Fundamente, die sie mit ihren Freunden verbindet. Geht euch das auch so? Oder nehme ich das irgendwie nicht richtig wahr? Habe ich irgendwas verpasst? Trotz meiner Wahrnehmung, hoffe ich, dass es ab dem "mörderischen Freitag" mit der Spannungskurve wieder bergauf geht und die ganze Reihe mit dem letzten Band "Der achte Tag" dann einen übergreifenden Sinn erhält, der zu einem spannenden Ende führt - so wie ich es in den Empfehlungen gehört habe. Soll ich also bis zu Schluss durchhalten und weiterlesen? Vielleicht lohnt es sich? Was meint ihr? Ich freue mich auf euer Feedback.

Liebe Grüße, Eure Caroline

Dienstag, 14. Januar 2020

Liebe "Buch und Literatur" Freunde,

ihr hattet jetzt ein ganzes Jahr 'Ruhe' vor meinen Leseerlebnissen und Berichten rund um meine Buch- und Messeeindrücke. Schimpft bitte nicht zu doll mit mir, denn 2019 war beruflich tendenziell ein unglückliches Jahr, so dass mir nicht der Sinn nach bloggen stand. Trotzdem habe ich natürlich sehr gerne und viel gelesen und sobald ich mich daran erinnert habe, welche Bücher das alles waren, schreibe ich euch einen kleinen Jahresrückblick hier hinein!
Für alle, die sich mehr wünschen, denen möchte ich meinen Instagram ans Herz legen, denn dort melde ich mich mit dem #bookstagram oder #Instabooks häufiger mal zu Wort.

..so und nun mache ich erst mal mit anderem Schreibkram weiter...

Bis bald 

Eure Caroline

Sonntag, 30. Dezember 2018

Mein Bücherjahr 2018 - Highligts und was so war..



Im Moment sehe ich vielerorts Zusammenfassungen über die persönlich besten Bücher des Jahres 2018. Eine schöne Idee das Bücher-Jahr so abzuschließen. Für mich waren die Weihnachtstage ja leider vor allem durch Mandelentzündung und Erkältungskrankheit geprägt, so dass ich da nur wenig Literarisches von mir geben konnte. Noch eine Grund mehr also, um diesen Trend einer Bücher- Summary 2018 aufzugreifen und ein bis zwei Sätze zu jedem Buch zu sagen








Beim Zusammensuchen meiner Bücher ist mir aufgefallen, dass noch ein paar Exemplare im Freundeskreis verliehen sind, andere habe ich auf dem E-reader (meinem liebsten Tolino) gelesen.
Wundert euch also nicht, wenn das Foto etwas schlanker aussieht, als der nachstehende Text.

Rattatam mein Herz - Franziska Seybold ❤

Humorvoll, aufschlussreich und mutig geschriebene Selbsterfahrungs-Erzählung zum Thema Angststörung.

Zeugin der Toten - Elisabeth Herrmann ❤

Deutsche Vergangenheit, Agenten und eine mit allen Wassern gewaschene Tatort-Cleanerin.

Stimme der Toten - Elisabeth Herrmann ❤

Fortsetzung mit der Cleanerin Judith Kepler. Klärt einen Mord und die Verwicklungen in ihrer Vergangenheit.

Die Geschichte des verlorenen Kindes - Elena Ferrante

Der letzte Band der Saga lässt mich mit Fragezeichen im Bauch zurück. Insgesamt sind die Bücher wunderbare Zeitpanoramen und voller italienischer Momente, die ich sehr genossen habe. Band vier ist jedoch wie Italien selber: Alles bröckelt, voller Mafia und politischer Unordnung. Der Verlust des Kindes lässt Lina fast zerbrechen, ihre Freundin Lena lebt ihr Leben für mein Empfinden eigenartig unempathisch und ich-zentriert weiter.

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

Ein interessantes Thema: Die Story hat neben ihren Stärken leider viele Schwächen und viel bei mir teilweise und bei meinen Lesekreis-Damen vollständig durch.

Frauen dürfen hier nicht träumen - Rana Ahmad ❤

Ein biographischer Roman über die Flucht aus dem Gottesstaat, der sehr erhellend Einblick in die Welt der Frau in Saudi Arabien gibt. Ein wichtiges Buch, dass nebenbei bemerkt auch sehr spannend war.

Die Physiker - Dürrenmatt

Klassiker über drei Physiker in einer Irrenanstalt. Anregend für eigene Gedankengänge.

Curtis Sittenfeld - Vermählung

Nacherzählung von Jane Austens berühmten ''Stolz und Vorurteil' in ein modernes amerikanisches Setting eingebettet. Unterhaltsam und modern.

Mama Tandoori - Ernest van der Kwast 

Humorvoll, übertrieben ebenso wie still und ernst. Volks- und Kultur-übergreifende Holländisch-Indische Geschichte. Vielleicht nehme ich mir als nächstes mal "Die Eismacher" oder "Vier Viertelstunden bis zum Meer" vor, denn der Autor hat eine schöne Sprache.

Genki Kawamura - Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden

Einem todkranken Postboten erscheint der Teufel. Kurzweilige Parabel um die waren Werte im Leben.

Leon und Louise - Alex Capus ❤

Mein Großvater mütterlicherseits hatte beide Weltkriege (als Soldat) miterlebt. Eine Epoche die uns bis heute beeinflusst und in Erinnerung bleiben muss. So griff ich zu diesem Roman, der so schön die Liebe zwischen zwei Kriegen in Frankreich erzählt, aber auch Ängste, Überlebenskampf und die Besatzungszeit vor das innere Auge holt.

Die sieben Schwestern - Lucinda Riley

Ja ich geb zu, manchmal lese ich auch leichte Kost. Für die Urlaubsliege war es die passende Entspannung. Es steht viel drin und ist gut erzählt; trotzdem rauf- und runter muss ich ihre Bücher jetzt nicht lesen. Kann jeder halten wie er will.

Die Ermordung des Commendatore - Haruki Murakami

Ich habe erst drei Bücher von Haruki Murakami gelesen und bin bestimmt keine Kennerin seines Gesamtwerkes, doch ich höre immer wieder Stimmen, dass seine älteren Werke die besseren sind. "Eine Idee erscheint" ist der erste Teil der Reihe "Die Ermordung des Commendatore". Eine vor sich hin plätschernde Geschichte um einen Porträtmaler in den Bergen Japans und einen eigenartigen sehr wohlhabenden Auftraggeber. Ich mag den entspannten Erzählstil und die ruhige Genauigkeit mit der alles beschrieben wird. Für mich war es ein langsames Buch, ich konnte es nicht schnell lesen und teilweise hat mir der mystische, Fantasy-Anteil in dem Roman nicht so gut gefallen. Am Ende spitzt sich jedoch alles zu, so dass ich eigentlich wissen möchte, wie es in Band 2 nun weitergeht!? Ich muss noch eine Weilchen darüber nachdenken ob ich weiterlese..

Der nasse Fisch - Volker Kutscher

Ganz anders als die TV Serie Babylon Berlin. Gereon Rath ist nicht so drastisch traumatisiert und auch wesentlich robuster als in der Serie. Berlin in den Zwanzigern wird lebendig. 

Leere Herzen - Juli Zeh ❤

Visionärer Roman über die nahe Zukunft und desillusionierte Menschen darin. Überraschend und sehr spannend.

Neujahr - Juli Zeh ❤

Roman über einen Mann, seine Familie, sein Rollenbild und seine prägende Vergangenheit.
Kompakt und mitreißend. Spielt auf Lanzarote.

Unterleuten - Juli Zeh ❤

Roman über ein brandenburgisches Dorf, das friedlicher wirkt als es ist. Großartig aus wechselnden Perspektiven erzählt. Enthüllt menschliche Abgründe.

Die Erfindung der Flügel - Sue Monk Kidd

Eine runde Geschichte über den Kampf gegen die Sklaverei und die Unterdrückung der Frauen in Charleston in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Alles beginnt damit, dass die Gutsbesitzer-Tochter Sarah zu ihrem 11. Geburtstag ein Sklavenmädchen als persönliche Dienstmagd geschenkt bekommt. Sarahs Versuche Hetty (Handful) die Freiheit zu schenken, werden von den Eltern verhindert, doch zumindest kann sie ihr heimlich das Lesen beibringen. Gut recherchiert und fundiert erzählt. 

Der Trafikant - Robert Seethaler ❤

Ein Junge vom Attersee lernt bei einem Zeitungsverkäufer im Wien der 1930er Jahre. Dabei begegnet ihm Professor Sigmund Freud und er macht die ersten Erfahrungen in der Liebe. Ein wunderbares Buch über die erste Liebe und eine schwere Zeit, in der ein junger Bursche eine redliche und aufrechte Haltung bewahrt. Traurig aber wunderbar.


Das war sie die Summary für 2018 - danke fürs vorbeikommen und reinlesen! Ich freue mich auf euch im neuen Jahr.

Ich wünsche allen einen guten Rutsch und ein gesundes und glückliches Jahr 2019 !!

Beste Grüße,

Caroline














Mittwoch, 26. Dezember 2018

Juli Zeh - Neujahr und Unterleuten - im Doppelpack

(c) Luchterhand




Ich kann dieses Jahr nicht verstreichen lassen, ohne ein paar Worte über die Bücher von Juli Zeh zu verlieren, denn die Lektüre ihrer Romane ist ein bisschen so, wie eine neue Brille aufzusetzen, mit der man dann endlich alles richtig scharf sehen kann! Und was gibt es zu sehen? Eine Menge, soviel steht fest: Ihre Ideen sind abgedreht, ihre Bücher voller Überraschungen und stichhaltiger Tatsachen, voller echter Menschen und deren Abgründe.
Sie seziert die Dilemma der Gesellschaft und baut daraus Geschichten zusammen, in denen man sich wiederfindet und auch wieder nicht. Ich war sehr erfreut und finde es super verdient, dass sie nun vor ein paar Tagen zur ehrenamtlichen Verfassungsrichterin in Brandenburg berufen wurde. Eine bessere Besetzung, als einen derart klarsichtigen Menschen, wie Juli Zeh kann es für dieses Amt kaum geben. Ihr merkt schon ich bin ein Fan und wiederhole mich da ein bisschen... Weil ich erst kürzlich über 'Leere Herzen' geschrieben habe, sollt ihr nun meine kurzen Zusammenfassungen zu ihrem aktuellen Buch: "Neujahr" und dem etwas länger bekannten "Unterleuten" lesen dürfen. 



Neujahr




Als Henning den Jahreswechsel mit seiner Familie, auf Lanzarote verbringen will, scheint es zunächst ein ganz normaler Familienurlaub zu werden. Die noch sehr kleinen Kinder fordern ihre Eltern aufs Äußerste und Silvester wird dementsprechend verhalten gefeiert. Ein gemeinsames Glas Rotwein kann die Atmosphäre nicht mehr retten, welche durch diverse Kontroversen schon den Bach runter ist. Am nächsten Tag - Neujahr - steigt Henning schon sehr früh aufs Rad, um die Insel zu erkunden. Vielleicht ist der Wunsch der Situation zu entkommen so groß, dass er Wasser und Proviant vergisst, um mit seinem nicht ganz geeigneten Tourenrad eine weite Strecke bis zur Spitze des Berges zu bewältigen. Mit der Rotation der Pedale, rotieren auch Hennings Gedanken. Er denkt an das Arbeitspensum, dass so groß ist, dass er es kaum packen kann, wenn er den Job mit den erwartbaren familiären und persönlichen Anforderungen in Einklang bringen will. Doch mit jedem Meter Steigung und jeder Kurve wird klar, seine Sorgen gehen weit darüber hinaus. Frust und Zorn kommen an die Oberfläche, seltsame Gedankenbilder überfallen ihn unterwegs. Als er oben auf dem Gipfel angelangt ist, erlebt er eine tiefgreifende Überraschung, die so nicht vorherzusehen war. Es ist leider unmöglich mehr von der Geschichte zu verraten, ohne die Lesefreude zu verderben. Der Roman ist sehr kurz, aber auch sehr prägnant und die Geschehnisse sind folgenreich für Henning. Empfehlung!




Unterleuten

(c) btb Verlag

Meine Tante schickte mir diesen Roman zum Geburtstag und in ihrer Grußkarte schrieb sie in nachdrücklichen Worten: "Dieser Roman will unbedingt gelesen werden! Es ist wichtig, dass du dieses Buch auf jeden Fall liest. Falls du es schon kennst, dann gibt das Buch bitte weiter, damit es jemand anderes lesen kann." Was mag sich schon hinter so einem schlichten weißen Buchdeckel mit einer kümmerlichen Vogel-Kreatur darauf verbergen?

Eine vielschichtige und spannende Dorfgeschichte aus dem Dorf Unterleuten. Eine ländliche Idylle vor den Toren Berlins, oder doch ein übler Ort, an dem so manches faul ist?

Das Buch ist bereits 2010 entstanden und betrachtet Wende, Infrastrukturentwicklung, gesellschaftliche Umbrüche einmal aus der Perspektive einer Dorfgemeinschaft. Die Autorin wechselt mit jedem Abschnitt die erzählenden Person und so erlebt der Leser die Geschichte durch viele Augen: Die der Vogelschützter, Automechaniker, Bürgermeister, Neubürgerinnen und Neubürger, Alteingesessenen, Ehefrauen usw. Jeder Blickwinkel ist anders und jeder beharrt auf seiner richtigen Wahrnehmung. Die Antwort darauf was wahr ist und was nicht, das bleibt an vielen Stellen offen. Die Wahrheit liegt oftmals im Auge des Betrachters. Die Geschichte um den Bau eines Windparks und die mutmaßlichen Gewinner dieser Aktion spitzt sich dramatisch zu, bis es zu einem tragischen und perfiden Ende kommt.. 
Das Buch ist mit viel Kenntnisreichtum und Sorgfalt geschrieben und darüber hinaus wirklich spannend. Ein paar kleine characterbezogene Wendungen kaufe ich ihr bei 1-2 Figuren nicht ab, dass ist aber vor allem Geschmackssache. Letztendlich ist die Geschichte genau so grotesk und genau so spannend wie sie sein sollte, um ein geniales Buch zu sein.
Vermutlich steht es bereits bei dem einen oder anderem im Bücherregal, oder liegt noch auf dem einen oder anderen 'Stapel ungelesener Bücher'. Ein kluges und bereicherndes Buch, das ich hiermit unbedingt empfehlen möchte. 

Blaues Sofa - Special von der Frankfurter Buchmesse 2018 - Michelle Hunziker


Michelle Hunziker bekannt als Moderatorin, Model, Mutter, und Exfrau des italienischen Schmusesängers Eros Ramazotti. Michelle Hunziker ist eine vielseitige Persönlichkeit, jeder kennt die schöne Schweizerin zumindest aus einigen Folgen der deutschen Fernsehshow "Wetten Dass" mit Thomas Gottschalk!!
Als Buchautorin ist sie nun ganz neu im Geschäft und war in Frankfurt auf dem blauen Sofa: Ihre Geschichte verdient es erzählt zu werden. 

Viele Menschen sehen im TV genauso aus wie im Fernsehen, bei Michelle Hunziker hatte ich den Eindruck, dass sie live einfach noch hübscher und strahlender wirkt, als auf den Titeln der Hochglanzmagazine oder vor der Fernsehkamera.
Vielleicht lag ihre ungeheure Ausstrahlung aber auch an der Leidenschaft, mit der sie ihre Geschichte - ihr Buch "Ein scheinbar perfektes Leben" auf dem Blauen Sofa, im Gespräch mit Matthias Hügle, präsentierte.

Michelle Hunziker spricht über ihre Kindheit und ihrem alkoholsüchtigen Vater, der ihr oft wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde vorkam. Sie erzählt geradeheraus, wie sich als Kind abgelehnt und ungeliebt fühlte, da sie ihren Vater nicht vom Trinken fernhalten konnte. Die mit der Alkoholsucht des Vaters, belastete Mutter, musste viel Arbeiten und für alles allein sorgen. 

Die Wunden, welche Michelle Hunziker als Kind entstanden sind, haben sie später eingeholt. Sie versuchte ihre Kindheitstrauma unter den Teppich zu kehren, doch als 21-jährige Frau ging es ihr dabei nicht mehr gut. Das war genau der Moment, als eine Frau  auf der Bildfläche erschien und ihr vormachte für sie da zu sein. Systematisch gewann diese Frau das Vertrauen der jungen Michelle Hunziker, nutzte ihre Schwächen aus und trennte sie immer mehr von ihrer Familie. Michelle Hunziker wurde systematisch eingefangen und die anfängliche 'Prana Therapie' wurde ausgeweitet, wie zu einem Glauben. Ein ganzes Netzwerk von Menschen kontrollierte nach und nach, Michelles Leben in immer größer werdendem Ausmaß. Die Geschichte dauerte fünf Jahre und die Personen innerhalb dieser Sekte wurden dann von ihr auch (als Angestellte ihrer Agentur) bezahlt. Sie nahmen ihr Geld und kontrollierten sie vollständig. Michelle Hunziker hatte nicht einmal mehr Gewalt über die Nachrichten auf ihrem Handy. Besonders bitter war, ihre Mutter konnte keinen Kontakt mehr zu Michelle herstellen, so dass sie selbst den Eindruck bekam, dass ihre Familie sich abgewendet hatte.  Den Auslöser zu einer Abkehr von den falschen Freunden und einer Flucht aus dieser Sekte gab ihre eigene Tochter. Das Buch handelt davon, wie sich sich mit Hilfe ihrer Tochter, einer Helferin und der Rückkehr zu ihrer wirklichen Familie aus der Sekte lösen konnte. 
(c) Caroline Schultz
(c) Caroline Schultz

(c) Caroline Schultz







Heute unterstützt die Moderatorin nach eigener Aussage, andere Menschen, die in Italien zu Sektenopfern wurden und aussteigen möchten.




Gebundes Buch
Lübbe Verlag
20 Euro